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Die John-Lennon-Mauer

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Kurzinfos vom Prag-Guide

  • Nach der Ermordung John Lennons am 8. Dezember 1980, malten Unbekannte an der Außenmauer eines Anwesens, das zum Malteser Orden gehört, ein Porträt des Künstlers und stellten eine Gedenkkerze darunter.
  • Bald wurden neue Kerzen aufgestellt und weitere Liedzitate und regimekritische Sprüche an der Mauer gemalt.
  • Die Obrigkeit ließ das Gemälde und die Parolen übermalen, doch ohne Erfolg: Schon bald tauchten neue auf.
  • Mit der demokratischen Wende wurde die Wand zu einer touristischen Attraktion, die vor allem von jüngeren Besuchern gerne aufgesucht wird.

Adresse und Route per Google-Maps:

Velkopřevorské náměstí, Malá Strana, 100 00 Praha 1, Tschechien

Wegbeschreibung:
Wenn man von der Karlsbrücke kommt, wählt man den Abgang zum Kampa-Platz, biegt dann dort rechts in die Hroznová, macht die Biegung mit bis man dann rechts die erste Brücke über das Flüsschen Čertovka nimmt. Danach steuert man direkt auf den Velkopřevorské náměstí und damit auf die John-Lennon-Mauer zu.

Route zur John-Lennon-Mauer per Google-Maps »

Es war einmal in den Achtzigern

So bunt wie die Street-Art-Mauer heute ist, so bunt ist auch seine Vergangenheit, die wieder einmal die Geschichte des listigen und friedlichen Widerstandes gegen eine tumbe Obrigkeit erzählt. Aber sie erzählt ebenso davon, dass Geschichte sich wiederholt, auch wenn sie dabei schon gerne mal das Vorzeichen ändert. Doch der Reihe nach ...

In der Nacht des 8. Dezember 1980 wurde John Lennon, die Ikone der Friedensbewegung und der ehemalige musikalische Kopf der Beatles, in New York von dem geistig verwirrten Mark David Chapman erschossen. Überall auf der Welt trauerten tausende Menschen um den Musiker und Friedensaktivisten. Auch im sozialistischen Prag, wo Unbekannte an einer Außenmauer, die zum Malteser Orden gehört, ein Porträt John Lennons zeichneten und ein paar Gedenkkerzen darunter aufstellten. Der Ort war bewusst gewählt und schon in den 70er-Jahren eine Stätte des Protests gegen den repressiven Staat. Darum nannte man sie seitdem Zeď nářků, zu Deutsch: die Klagemauer.

Schon kurz darauf wurden weitere Kerzen aufgestellt und auf die Mauer Liedzitate Lennons geschrieben, zu denen sich bald regimekritische Parolen gesellten. Da war der Punkt für die Obrigkeit erreicht, einzugreifen, zumal sich das Ganze in unmittelbarer Nähe der französischen Botschaft abspielte, also vor Repräsentanten eines westlichen Landes, vor dem man sich keine Blöße geben durfte. Nun begann ein Katz- und Mausspiel: Die Verwaltung ließ die Mauer immer jedes Mal weiß übertünchen und wie von Geisterhand tauchten kurze Zeit darauf die Parolen und Bilder wieder auf. Das Ganze wuchs sogar zu einer studentischen Bewegung an, die man als „Lennonismus“ bezeichnete und die sich 1988 überdies einmal eine handfeste Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften auf der Karlsbrücke lieferte.

Und wieder wird sie übermalt - Wall is over!

Spätestens seit der demokratischen Wende waren die bunten Kritzeleien und Bilder wohl gelitten und fanden Aufnahme in das allgemeine Touristen-Programm. Darum war man nicht wenig überrascht als an einem Montagmorgen im Jahre 2014, dem 25. Jahrestag der Samtenen Revolution, die Fläche wieder in einem einheitlichen Weiß angestrichen war. In deren Mitte las man den rätselhaften Ausspruch „WALL IS OVER“, das aus einem Lied John Lennons stammte. Wie sich kurze Zeit darauf herausstellte, steckte hinter dieser Aktion weder der Malteser Orden als Besitzer, noch die Stadtverwaltung, sondern eine Street-Art-Gruppe mit Namen Pražská služba. Man wollte mit der neuerlichen Übermalung an den geschichtlichen Prozess und den Geist dieses Ortes erinnern, der keineswegs mit etwas Farbe zerstört werden kann.

Die Ironie der Geschichte will es, dass im Prag nach der Wende nun nicht die Malereien verboten waren, sondern deren Beseitigung. Das Kloster stellte darum Anzeige gegen Unbekannt und die Stadtverwaltung war über diesen symbolischen Akt alles andere als erfreut. Man akzeptierte aber letztendlich die Erklärung der Gruppe und nahm von einer Strafverfolgung wieder Abstand.


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